[Unbezahlte Werbung, (wenn man es denn so nennen kann) der ganze Artikel. Man kann das Logo vom Hof erkennen. Darauf möchte ich vorher gerne hinweisen.]
Wertschätzung. Darüber habe ich in den letzten Tagen sehr viel nachgedacht. Seit 14 Jahren arbeite ich nun auf dem Biohof. In dieser Zeit habe ich in den unterschiedlichsten Arbeitsbereichen auf dem Hof, im Hofladen und natürlich auf den Märkten gearbeitet. In dieser Zeit habe ich sehr viele Menschen kommen und gehen sehen.
In (häufig) wechselnden Teams zu arbeiten, damit muss man leben können, wenn man auf einem Bauernhof arbeitet. Kann ich eigentlich auch, denn man glaubt es kaum, aber anscheinend sind Menschen, die sich dazu entscheiden auf einem Biohof zu arbeiten tatsächlich einfach empathische, wertschätzende, kurz, herzensgute Menschen sind. Und die, die es… nicht ganz so sind, die sind oder waren dann meist auch ziemlich schnell wieder weg. Wahrscheinlich, weil sie selber gemerkt haben, dass die Arbeit auf dem Hof nicht das richtige für sie ist/war. Von daher gingen Teamwechsel schon immer irgendwie klar. Man wächst da schnell neu zusammen.
Doch letztes Jahr, hm, da hat mich ein Schmerz der ganz anderen Art erwischt. Weil da einfach DAS Team auseinander gebrochen ist. Zwei Menschen mit denen ich beinahe von Anfang an zusammengearbeitet habe, haben gekündigt. Und da wollte ich auch gehen. Ehrlich gesagt, habe ich das sogar gemacht. Ich habe gekündigt. Nicht nur wegen der beiden, sondern weil ich mich generell sehr müde und ausgebrannt gefühlt habe und wusste, wenn ich jetzt nichts ändere, dann… Na, den Rest könnt ihr euch sicherlich denken. Vielleicht seid ihr ja sogar selber schon in einer ähnlichen Situation gewesen.
Falls dem so ist, möchte ich euch gerne mit an die Hand geben, dass die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu (er)kennen, sie zu achten bzw. auch mal ganz klare Grenzen zu setzen, z.B. einfach mal „nein“ zu sagen, wenn man „nein“ denkt & fühlt – hier wahre Wunder wirken kann. (Ist jetzt natürlich nur meine persönliche Erfahrung.) – Denn einen Monat Auszeit, einen Perspektivwechsel und ein Mittel-gutes Arbeitsgespräch später, habe ich mir das Ganze dann doch nochmal anders überlegt und, na ihr seht ja, dass ich immer noch da bin. Und ich glaube nicht, dass ich jemals zuvor, nicht nur mehr Spaß an der Arbeit hatte, sondern auch produktiver gewesen bin, als es jetzt der Fall ist.



Nun bin ich seit einem Jahr Teamleitung. Das bedeutet, ich leite die Woche über vier von unseren insgesamt fünfzehn Markt-Teams vor Ort. Die einzelnen Teams bestehen immer jeweils aus 4-5 Mitarbeitenden. Severin, Refrath und Schlebusch, das sind meine Märkte. Wir arbeiten, beraten & verkaufen gemeinsam. Wir bauen den Markstand auf und wieder ab und dann bringen unser bester Mann Massoud und ich die Sachen mit dem LKW wieder zurück nach Bornheim. Zwischen hinbringen vorm Morgengrauen und zurück-karren am Nachmittag oder Abend bin ich die Hauptverantwortliche am Stand. Ich habe den Überblick und ich trage die Verantwortung dafür, dass alle (und damit meine ich sowohl KollegInnen als auch Kundschaft) einen gelungenen Markttag haben. Im Endeffekt bedeutet Teamleitung sein aber auch nur, dass ich eine von mehreren VerkäuferInnen hinter einem Marktstand bin und eben genau das tue – beraten & verkaufen.






Teamleitung zu sein, ist eine Aufgabe, die mir sehr viel Freude bereitet, selbst wenn sie mir mal nicht so viel Freude bereitet. Ein nicht-funktionierendes EC-Gerät, ein zerbrochener Kartoffelrolli, fehlende Ware, Temperaturen im Minus Bereich und die Heizung fällt aus, ein abgebrochenes Stützrad am Hänger oder auch ein Kollege, der es nicht schafft drei KundInnen hintereinander zu bedienen, ohne dann mal dringend aufs Klo, Kaffee holen oder rauchen gehen zu müssen. Wobei mich im letzteren Fall weniger das Verhalten des Kollegen stört, sondern vielmehr meine eigene Schwierigkeit, der- oder demjenigen dann zu sagen, das bitte zu unterlassen. Ja, ihr seht, es gibt wöchentlich neue innere und äußere Herausforderungen, die es an einem Markttag zu bewältigen gilt. Und trotzdem oder gerade deshalb liebe ich es! Wie langweilig wäre es bitte, wenn es anders wäre… und worüber soll man sich dann noch aufregen? 😉
Jetzt, ein Jahr später sage ich – gut, dass ich geblieben bin. Denn auch wenn ich unser altes Team nach wie vor schmerzlich vermisse, – die gute Zusammenarbeit, das Wortlose sich verstehen, das gemeinsame den „Markt rocken“, unzählige LKW Yoga Sessions und gemeinsam verbrachte Genussmomente – Trotzdem bin ich dankbar, dass ich geblieben bin. Denn nun habe ich ein neues Team. Ein zartes Pflänzchen, bestehend aus ein paar ganz wundervollen (jungen) Menschen.
Sie heißen Natascha, Dario, Nina, Silke, Susanne, Theresa, Martina & Massoud und eigentlich auch noch Ekkehard & nochmal Natascha. Dank ihnen habe ich soviel Spaß auf dem Markt, wie noch nie. Sie sind herzlich, zuverlässig und fleißig. Sie sind neugierig, kompetent, authentisch und aufrichtig freundlich und ich finde, man muss sie einfach lieben. 💖 Sie machen es mir unfassbar leicht Teamleitung zu sein. Sie motivieren mich und ich mag es einfach Zeit mit ihnen zu verbringen.
Und deshalb möchte ich ihnen auch hier auf meinem Blog ein bisschen Liebe und Wertschätzung zeigen. Ich möchte, dass ihr seht, mit was für tollen Menschen ich da tagtäglich auf dem Markt zusammenarbeite. Denn Wertschätzung zu zeigen, ist etwas, das mir als Teamleitung sehr, sehr wichtig ist. All diese Menschen, die ich in den vergangenen Jahren habe kommen & gehen sehen – fehlende Wertschätzung war bei einigen von ihnen ein Argument den Hof zu verlassen. Ich verstehe das. Ich will es hier nicht bewerten, doch ich verstehe es. Und deshalb tue ich im kleinen, was ich eben tun kann, um meinen Kolleginnen und Kollegen zu zeigen: Ihr seid toll. Ihr seid wertvoll. Wir sind ein ganz besonderes Team. Danke, dass ich mit euch zusammenarbeiten darf.
Hoffentlich bleibt das noch ganz lange so.


